SimCity

SimCityWill Wright ist einer der berühmtesten Computerspiel-Designer. 1989 erschien sein erster weltweiter Erfolg, die Städtesimulation SimCity (für Amiga, C64, Atari ST, PC und Mac, später auch auf Spielkonsolen). Es war der Start für eine ganze Serie solcher Simulationen, etwa SimLife, SimEarth, SimAnt, SimFarm und später die Serie Die Sims. Die Spieler haben in diesen Programmen fast unüberschaubar viele Möglichkeiten, in das Spielgeschehen einzugreifen, Szenarien zu entwerfen und dadurch (weitgehend selbstgesetzte) Ziele zu erreichen. Obwohl es bei diesen Spielen keine Gewinner und Verlierer gibt, fesseln sie die Spieler über einen langen Zeitraum und über Fortsetzungsfolgen hinweg, besonders ersichtlich bei den Sims, für die es inzwischen zahlreiche Erweiterungen und Varianten gibt.

Bei SimLife, das 1992 erschien, kann z.B. ein Ökosystem simuliert werden, wobei die Spieler die Genetik der Tiere und Pflanzen, die die künstliche Welt bevölkern, selber festlegen und damit die Evolution des Gesamtsystems beeinflussen können. Ziel ist der Erhalt eines stabilen Ökosystems. So nimmt es nicht Wunder, dass es auch im Unterricht bei der Behandlung der Evolution eingesetzt wurde.

Interessant ist, dass der theoretische Hintergrund für die Modelle, die in diesen Simulationen verwendet werden, das Konzept des Künstlichen Lebens (Artificial Life) ist, bei dem Eigenschaften und Fähigkeiten lebender Systeme im Computer nachgebaut werden.  Die technische Umsetzung erfolgt mit Hilfe agentenbasierter Simulationen, bei denen Populationen von Individuen miteinander und mit ihrer Umgebung interagieren. Geeignete Werkzeuge dafür sind z.B. NetLogo und StarLogo TNG (von dem vor kurzem die Version 1.0 offiziell frei gegeben wurde), das durch die dort generierten 3D-Welten sich schon wieder in Richtung der Sim-Reihe entwickelt.

Noch mehr als ecopolicy sind die Programme der Sim-Reihe geeignet, komplexes Problemlösen und vernetztes Denken in spielerischer Form zu trainieren. Mich freut es deshalb sehr, dass SimCity von Electronic Arts für das OLPC-Projekt frei gegeben worden ist und damit auf dem XO-Laptop gespielt werden kann. Wer auch ohne XO heute noch SimCity spielen will, findet inzwischen freie Varianten wie lincity oder OpenCity.

ecopolicy

ecopolicycoverIn unserem laufenden Seminar hat mein Kollege Horst Koschwitz, ein Biologie-/Geographie- Lehrer, als Multimedia-Beispiel das Simulationsspiel ecopolicy vorgestellt. Das hat mich daran erinnert, dass ich dessen Urfassung, das Brettspiel Ökolopoly, schon vor 25 Jahren in Kursen eingesetzt habe, um komplexes Problemlösen zu trainieren. Frederic Vester hatte dieses Spiel entwickelt, zunächst als Papiercomputer, dann als Brettspiel und schließlich als Computersimulation. Seit 2007 gibt es die Version 2.51 (deutsch/ englisch) für Windows mit multimedialer Ausgestaltung. Das Spiel ist nach wie vor hochmotivierend (ob in Schulklassen oder Hochschulseminaren!) und sehr gut einsetzbar sowohl für individuelle Arbeit als auch in (Groß-) Gruppen.

oekolopolyDie Arbeit Frederic Vesters lernte ich noch als Biologiestudent kennen, als ich begann, mich mit Umweltschutz (wir nannten das damals Zivilisationsökologie) zu beschäftigen. Seinen systemtheoretischen Ansatz, für den er den Begriff vernetztes Denken prägte, hat er in mehreren Bestsellern populär gemacht. Seine wichtigsten Bücher wie Unsere Welt – ein vernetztes System (11. Auflage, 2002, dtv) und Die Kunst vernetzt zu denken (6. Auflage, 2007, dtv) sind immer noch erhältlich. Vester, 2003 gestorben, war nicht unumstritten, obwohl (oder gerade weil?) er in der Lage war, seine Ansätze fundiert, engagiert und doch so verständlich darzustellen, dass er große Adressatenkreise erreichte.